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Tschüss 1und1

Ich bin seit sechs Jahren bei 1und1 DSL-Kunde. Man könnte mich somit sicher als treuen Bestandskunden bezeichnen. Zwar wohne ich zu weit vom nächsten Telekom-Verteiler entfernt und bekomme nur 3 MBit/s Datenrate statt der bezahlten Kapazität, aber immerhin funktionierte mein DSL-Anschluss fast immer problemlos.

Dann startete 1und1 im Oktober vergangenen Jahres eine riesige Kampagne für VDSL. Schnelle 25 oder gar 50 MBit/s waren das Versprechen, nicht abhängig von der Entfernung zum DSL-Verteiler und nicht viel teurer als mein aktueller Tarif, bei dem das Analog-Telefon noch über die Telekom läuft. Ich war überzeugt, also wollte ich bestellen.

Am Telefon wurde ich vertröstet: VDSL sei zwar an meinem Standort technisch verfügbar, für Bestandskunden kann das Angebot jedoch noch nicht geschaltet werden. Aber es geht bald los. Ich registrierte meine E-Mail-Adresse, so dass man mich schnell kontaktieren könne, wenn es denn losgige. Statt einer E-Mail bekam ich nach Monaten einen seltsamen Anruf, der keine Neuigkeiten brachte, aber mich mehrmals aufforderte zu bestätigen, dass es OK sei, mich anzurufen (was ich nicht ohne Einschränkung tat).

Ich rief im Dezember an, im Januar, im Februar. Inzwischen hieß es, es handelt sich nur noch um wenige Tage, bis es los geht. Inzwischen ist es Juli. An der Vertragswechsel-Hotline gesteht mir eine Mitarbeiterin ein, sie könne VSDL leider immer noch nicht schalten, gab mir aber eine andere Telefonnummer unter der das ginge. Ich schöpfte ein weiteres Mal Hoffnung. Leider gab es dort auch nur die Auskunft, VDSL stehe weiterhin nur für Neukunden zur Verfügung, aber bald, bald ist es auch für Bestandskunden möglich.

Ich erinnere mich noch gut, als 1und1 vor einem halben Jahr mit Marcell D’Avis angetreten ist, kundenfreundlicher zu werden. Etwa zur gleichen Zeit heiß es, man wolle die Ungleichbehandlung von Bestands- und Neukunden aufheben. Zu merken war davon allerdings nicht viel. Einzig, dass die teuren Service-Rufnummern durch normale Nummern ersetzt wurden. Das allerdings auch nur auf Druck der Verbraucherschützer. Das Blog von Marcell D’Avis sieht mit etwa einem Artikel pro Monat auch nicht sehr geschäftig aus. Für mich bleibt der Eindruck hohler Werbe-Blasen.

Wie man an der Geschichte sieht, bin ich ein sehr geduldiger Mensch. Aber nach neun Monaten ist auch meine Geduld aufgebraucht. Die leeren Versprechen haben all ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Ich hab die Nase voll. Wenn nur noch der Neukunde zählt, dann werd ich halt Neukunde – Woanders!

Und zuletzt wäre schon allein der Kündigungsvorgang bei 1und1 ein Kündigungsgrund. Bestellen kann man alles mit ein paar unkomplizierten Klicks. Aber was einem zur Kündigung abverlangt wird, halte ich allein schon für eine Frechheit:

  1. Kündigung wird nicht im normalen User-Portal angeboten, man muss sich ein ein eigenes „Vertragsverwaltungsportal“ einloggen (wenn man es denn findet).
  2. Man gibt seine Kündigung ein und wird noch auf 5 Seiten gefragt, warum man den kündigt.
  3. Wenn man dann die Kündigung mit 3 Monaten Verzögerung bestätigt hat, bekommt man einen Code angezeigt, den man per Telefon einem Mitarbeiter durchsagen muss.
  4. Die Telefon-Hotline frag zuerst nach der Kundennummer, die im „Vertragsportal“ nirgends mehr angezeigt wird. Entgegen der Ansage, kann man sie nicht per Telefon-Tastatur eingeben, sondern muss sie ansagen. Nimmt man das Angebot an, ohne Eingabe der Kundennummer weiterzumachen, wird man aus der Leitung gekickt.
  5. Der Mitarbeiter weist einen noch einmal darauf hin, welche „tollen Leistungen“ man verliert und wünscht viel Glück, bei einem anderen Anbieter eine genauso schnelle Leitung zu bekommen. Welche Farce: Wenn ich innerhalb des 1und1-Angebots den DSL-Tarif gewechselt hätte, wäre ich von 3MBit/s auf 2MBit/s heruntergestuft worden.
  6. Der Mitarbeiter schaltet ein PDF-Formular auf der Webseite frei.
  7. Man muss das Formular ausdrucken, unterschreiben und innerhalb von sieben Tagen per Fax oder Brief an 1und1 schicken. Sonst verfällt die Kündigung

Ich hab das dann mal alles getan. Tschüss 1und1. Tschüss Marcell D’Avis.

Flash 10 und Silverlight 2

Als Hersteller von Webtechnologien, die als Browserplugin arbeiten, hat man es nicht leicht. Irgendwie muss man beim erscheinen einer neuen Version mit neuen Features die Nutzer dazu bringen, diese auch zu installieren.

So fällt es dann schon auf, dass sowohl beim Erscheinen von Adobes Flash Player 10 als auch Microsofts Silverlight 2 beide mit einem als kritisch eingestuften Security-Advisory versehen wurden. Und das, wo man üblicherweise versucht, den Ball flach zu halten und kaum über Sicherheitsprobleme spricht. Das letzte große Security-Advisory für Flash gab es z.B. bei der Einführung des H.264/AVC-Videodecoders.

Ich hoffe, der Eindruck ist falsch, und die Hersteller sind wirklich um die Sicherheit der Anwender bemüht und warten nicht nur mit dem Fix bis zum nächsten Feature-Release. Ansonsten wäre wohl Deinstallation zu empfehlen.

Bei Silverlight wäre das ja sogar noch denkbar. Ich benutze keine Website, die aus der Microsoft-Technologie Mehrwehrt zieht (und das schließt das MS-Downloadcenter mit ein). Allerdings kommt man an Flash schon kaum noch vorbei. Inbesondere die ganze Video-Player sind schon sehr praktisch. Und solange das W3C sich nicht entscheiden kann, einen Tag für direkte Videoeinbindung in HTML zu definieren, wird das wohl auch auf längere Zeit so bleiben.

Aus meinem JVT-Hintergrund kann ich ja nur begrüßen, das beide Plugins jetzt H.264/AVC decodieren können. Und als das High-Profile von H.264/AVC einen Emmy gewann, war Microsoft sogar ein bisschen stolz darauf, an der Standardisierung (nicht ganz unwesentlich) beteiligt gewesen zu sein.